Hermann Gail lebt hinter Büchermauern, alleine. In seiner hohen Altbauwohnung ist für Möbel und Alltag kein Platz. Von draußen
dringt auch am Tag kein Licht herein, die Fenster sind mit Büchern vermauert. Manchmal bricht die Wand einer der Bücherschluchten,
auf deren Grund er wohnt, dumpf polternd ein. Dann steht er auf und stellt die Ordnung seiner Umgebung wieder her. Gail ist
jeden Tag unterwegs, fährt weit aus Wien hinaus, kommt spät nach Hause. “Bibliomanie klingt harmlos, doch sie ist eine schwere
Krankheit. (…) Meine Weltanschauung ist Maßlosigkeit, mir geht´s nur mehr um das ganz Seltene, da bezeichne ich mich selber
als Speckjäger.” Hermann Gail (geb. am 8. September 1939 in Pöggstall/NÖ) hat vor 40 Jahren durch schwere Schuld und einen
Selbstmordversuch sein Leben aufgegeben – doch er hat es nach Verbüßung einer 12-jährigen Haftstrafe durch bedingungsloses
Einlassen auf die Literatur wieder gewonnen.
Mit: Hermann Gail
Förderung: BKA, Kulturamt der Stadt Wien, Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Amt der Niederösterreichischen Landesregierung