Eine Folge der ORF-Sendereihe „Leib und Seele“ von Karina Ressler. So sicher unsere Gesellschaft zu sein scheint: Angst vor Arbeitslosigkeit,
Krankheit, Kriminalität, vor Umweltzerstörung, dem Jahrtausendwechsel, Angst vor Fremden oder schiere Existenzangst prägen
den Alltag des modernen Menschen. Ängste erzeugen Depressionen oder drücken sich in Aggressionen aus; sie können aber auch
zu Lähmung und Beklemmung führen – und manchmal zu völlig unerwarteten Panikreaktionen, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel
in den Lebensalltag der Betroffenen einschlagen. Auch wenn selten offen darüber gesprochen wird – krankhafte Angstzustände
und psychosomatische Beschwerden, die aus Angst entstehen, sind weit verbreitet: jeder dritte Mann und jede zweite Frau in
Österreich leidet unter ihnen. Die Folge „Im Schatten der Angst“ der Sendereihe „Leib und Seele“ spürt unter der Regie von
Karina Ressler anhand von Fallbeispielen verschiedenen Typen und Ausprägungsformen von angstbedingten Störungen nach, und
lässt Betroffene über ihr Leiden an der Angst, aber auch über die Überwindung und Heilung ihrer Krankheit sprechen. Der Film
zeigt therapeutische Ansätze auf, zum Beispiel anhand einer Übung im Rahmen einer Verhaltenstherapie (Konfrontationstherapie),
bei der die Patientin ohne Begleitung einen Supermarkt betreten muss (was ihr vorher nicht möglich war) oder etwa im Zuge
eines Nachgesprächs zu einer erfolgreich abgeschlossenen Systemischen Therapie. Sozusagen als Stargast unterhält sich Niki
Lauda mit dem Moderator Horst Friedrich Mayr, wie er mit Ängsten umgeht und wie er sein Umfalltrauma überwunden hat.. Wir
beobachten die jungen Schauspieleleven in den letzten Minuten vor ihrem Auftritt bei der Aufnahmeprüfung ins Reinhard-Seminar
und hören buchstäblich mit, wie ihnen vor Angst „das Herz im Halse klopft“, und begleiten die Teilnehmer eines Flugangstseminars
bei einem Flug, der ihnen ihre Ängste nehmen soll. Klar zeigt der Film, dass Angst – auch wenn der Betroffenen nicht immer
weiß, weshalb sie ihn überkommt – nicht sinnlos ist, sondern ein positives Signal setzt. Oder wie es einer der Therapeuten
formuliert: “Angst hat immer auch einen Aufforderungscharakter: die Angst sagt uns nämlich: schau nach, du gehst zu nah am
Abgrund (…) schau nach, du lebst zuwenig dein eigenes Leben, schau nach wo wirklich dein Lebensweg hingehen soll.”